Mein Leben war perfekt. Ich war sehr glücklich. Wir haben eine tolle Partnerschaft und waren happy „dinky’s“ (double income no kids). Wir haben wirklich auf der Überholspur gelebt, sind oft verreist und haben bei Urlaub oder Kurztrips nicht gespart. Wir haben gelebt und genossen. Mein Mann und ich hatten uns früh in unserer Beziehung darauf geeinigt, dass wir nur ein Kind bekommen werden. Als wir uns 2016 kennenlernten war ich ja immerhin schon 35. Entgegen der nachdrücklichen und sehr vehementen Aufforderung meiner Frauenärztin, sofort schwanger zu werden haben wir noch gewartet. Ich wollte erst das perfekte Setting für ein Baby. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich gesund bin und noch ein paar Jahre schwanger werden kann. In unserem Fall ist das aufgegangen, ich empfehle aber jeder anderen Frau besser auf ihre Frauenärztin zu hören.
Unsere Tochter ist ein Wunschkind und wird abgöttisch geliebt. Sie wurde im November 2022 geboren. Die Kleine ist komplett gesund und das ist bei einer „älteren“ Schwangeren ja überhaupt nicht selbstverständlich. War es egoistisch von mir, so lange mit einer Schwangerschaft zu warten? Habe ich mit der Gesundheit oder gar dem Leben meines ungeborenen Kindes gespielt. Ich denke das war der erste „Mom guilt“ den ich damals verspürt habe (heute lautet mein zweiter Vorname „Mom guilt“). Das hat die Natur ganz hervorragend eingerichtet. Wir armem Mütter (zumindest viele) leiden regelmässig bis permanent an schlechtem Gewissen gegenüber dem Nachwuchs. Es ist ja noch nicht genug, dass man sich in den ersten 2 Lebensjahren fast ganz selbst aufgibt. Auch das kann man anders sehen, aber bei mir grenzt es an Selbstaufgabe. Da bin ich ehrlich.
Die Geburt war eher traumatisch für mich. Die ganze Geschichte und meine Erfahrungen teile ich in einem nächsten Blogpost mit euch.
Ich habe die Einleitung bewusst in der Vergangenheit geschrieben. Wir sind heute immer noch glücklich und gesund und würden nichts daran ändern wollen. Heute sind wir einfach müder. Unsere Beziehung ist stark, wir sind ein gutes Team und werden alle weiteren Challenges und Entwicklungsschritte unserer Tochter gemeinsam überstehen.
Es ist mir ein Anliegen euch zu sagen, dass ihr niemals alleine seid, auch wenn es sich in eurer Situation gerade so anfühlt. Es ist alles nur eine Phase und die Kleinen werden gross. Bleibt geduldig, verständnisvoll und holt euch Hilfe wenn ihr überfordert seid oder es euch schlecht geht. Das ist keine Schande.